Ich und Ichich
Adolf Frohner im Porträt
26.05.-06.10.2019
Das Selbstporträt und die Künstlerhommage sind zentrale Motive der europäischen Kunstgeschichte und seit dem vermutlich ersten Selbstporträt von Jan van Eyck aus dem Jahr 1433 aus der Malerei nicht mehr wegzudenken. Aktuell erhält das Selbst-Bild mit dem Aufkommen des Selfies einen einschneidenden Neuwert. Der Blick auf das eigene Bild durchzieht auch das gesamte Schaffen Adolf Frohners. Die Ausstellung Ich und Ichich setzt sich mit Frohners Selbstreflexion in seiner künstlerischen und persönlichen Positionierung auseinander.
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So präsentiert sich Adolf Frohner in seiner Malerei in unterschiedlichsten Rollen selbst. Ein immer wiederkehrendes Thema ist dabei die Beziehung der Geschlechter wie bei Gib mir den Schuh Eva (1970), bei dem Frohner als Adam mit Stöckelschuh in der Hand trachtet, Eva zu verführen, oder bei dem als Selbstbildnis (1975) betitelten Plakatentwurf, bei dem Frohner sich als Voyeur in Szene setzt. Neben diesen in Collagetechnik gefertigten Arbeiten zeigt die Ausstellung Schlüsselwerke aus dem malerischen Oeuvre Frohners wie das titelgebenden Gemälde Ich und Ichich (1986) oder Salome und Tut-ench Amun (1983), bei dem sich Frohner in Beziehung zu tradierten Mythen der Kulturgeschichte Europas darstellt.
Parallel dazu entstanden zahlreiche Porträts von Adolf Frohner, in denen er sich vielgesichtig und spielerisch posierend zeigt. Diese geben den Künstler durch den Filter des fremden Blicks wieder, etwa in Fotografien Peter Baums und Didi Sattmanns oder in Zeichnungen Karl Anton Flecks.
Erstmals gezeigt werden zudem Fotomontagen aus dem Archiv der Adolf Frohner gemeinnützigen Privatstiftung. Im Spannungsfeld von Selbstsicht, Selbstkonstruktion und Wahrnehmung durch das Gegenüber bildet der Dialog zwischen malerischen Selbstdarstellungen und dokumentarischen wie künstlerischen Porträts eine Annäherung an die vielschichtige Persönlichkeit Adolf Frohners. Die Ausstellung wirft auch die Frage auf, wie sich das künstlerische Selbst heute in Szene setzt.
Kuratorin: Elisabeth Voggeneder
Künstler/innen der Ausstellung: Peter Baum (*1939 in Wien, Österreich), Karl Anton Fleck (* 1928 in Wien, Österreich, † 1983 in Wien, Österreich), Adolf Frohner(* 1934 in Großinzersdorf, Österreich, † 2007 in Wien, Österreich), Didi Sattmann (* 1951 in der Steiermark, Österreich).
Mon Afrique
20.10.2019-05.04.2020
Der europäische Blick auf Afrika wird mit Schlagwörtern wie Migration, Armut, Kolonialisierung, aber auch Ursprünglichkeit, Expressivität und Lebensfreude versehen und bleibt stets in Stereotypen verhaftet. Ein Bild jenseits gängiger Klischees zu entwerfen, scheint mit einem linearen Modell unmöglich. Die Ausstellung geht mit persönlichen Geschichten und Sichtweisen auf Spurensuche nach dem Faszinosum des „Fremden“. Gezeigt werden Positionen von Ruth Baumgarte, Magdalena Frey, Adolf Frohner, Pélagie Gbaguidi, Susanne Wenger u.a., die sich divergent gegenüberstehen.
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Das Gemälde Die fremden Gäste (1997) von Adolf Frohner scheint heute aktueller denn je. In seinem Oeuvre spielt die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen kulturellen Historie eine wichtige Rolle. Seine monomentale Installation 40 Schritte durch Europa (1993) in der U-Bahnstation am Wiener Westbahnhof gilt als Höhepunkt seiner Hinterfragung eigener Bestimmtheiten, ebenso das plastische Werk Denkmal für Europa (1976). Auch die Rezeption der Expressivität afrikanischer Kunst in der europäischen Moderne hinterlässt Spuren in seinem Werk – etwa in seinen Masken, seinem Frauenbild oder seinen idealtypischen Entwürfen des Paradieses.
Ein enges Verhältnis zu Afrika entwickelte Ruth Baumgarte im Laufe ihres Lebens. Mit über vierzig Reisen in verschiedenste Länder und Regionen verdichtet sich ihr Blick auf Afrika, der – begeistert von der Vitalität und dem Elan des Landes – ein farbenprächtiges Feuerwerk entwirft, wie in der Arbeit Afrikanische Landschaft (1993).
In Opposition dazu steht die Arbeit von Pélagie Gbaguidi. Ihre kritische Reflexion afrikanischer Historie und europäischer Interpretation wird in expressiv- ironischer Manier vorgetragen. Sie zeigt Verhaltensmuster mit scharfem Blick auf, wie bei der installativen Serie von Zeichnungen Naked Writing (2016).
Susanne Wenger, bekannt als Künstlerin, Schamanin und Abenteurerin, lebte über sechzig Jahre in Nigeria, wo sie ihre künstlerische Arbeit in Beziehung zur Yoruba-Religion entwickelte. Ihre Batik, Skulptur und Malerei steht stark in Zusammenhang mit den örtlichen Riten und Ritualen, gleichzeitig bleiben ihre europäischen Wurzeln im Surrealismus spürbar. Auf ihre Spuren begibt sich Magdalena Frey, die bei einem Besuch der Künstlerin eine bewegende Serie entwickelte und damit auch eine Initialzündung für die Beschäftigung mit Afrika erfuhr.
Kurator/innen: Dieter Ronte und Elisabeth Voggeneder
Teilnehmende Künstler/innen: Ruth Baumgarte (* 1923 in Coburg, Deutschland, † 2013 in Bielefeld, Deutschland), Magdalena Frey (* 1963 in Graz, Österreich), Adolf Frohner (* 1934 in Großinzersdorf, Österreich, † 2007 in Wien, Österreich), Pélagie Gbaguidi (* 1965 in Dakar, Senegal), Susanne Wenger (* 1915 in Graz, Österreich, † 2009 in Oshogbo, Nigeria) u.a.